Der "Schnack" am Kiosk

Als Betreiberin des Kunstkiosks hat Marion Tischler ein grundsätzliches Interesse an Alltagskulturen,
bei denen die Interaktion mit dem Publikum, Kommunikation und Teilhabe eine große Rolle spielen.
Sie versteht sich als Erforscherin des Phänomens Kiosk in seiner Erscheinungsform und sozialen Funktion.
So wird hier Kunst mit einem kleinen „Schnack“ vermittelt - deshalb auch der Name Kunst S:nack. 

 

Kunst im Außendienst 

Lebensnahe Themen bieten Anlass für künstlerische Aktionen. Kunst passiert dort, wo sie zunächst nicht vermutet wird: auf den Straßen, in Geschäften, in Bertieben oder Vereinen, auf Bahnhöfen oder in der Natur - also überall dort, wo Menschen sind. So richtet sich das Projekt nicht nur an ein spezifisches Kunstpublikum, sondern an eine interessierte Öffentlichkeit, die Teil des künstlerischen Konzeptes ist.  

Kunst S:nack ist ein interaktives und partizipatorisches Konzept. Menschen werden am Prozeß der Werkrealisierung beteiligt. Es geht also um die Herstellung kommunikativer Austauschprozesse und um die aktive Teilnahme und den Einbezug von Menschen als weitere Akteure.

 

Partizipation als Beteiligung von Rezipienten an einer künstlerischen Arbeit - mit dem Gedanken, diesen nicht mehr nur die traditionelle Rolle passiver, reflektierender Betrachter anzubieten, sondern sie als aktiven, handelden Ko-Produzenten zu fordern - ist ein immer wieder auftauchende Kennzeichen partizipatorischer Kunst.

 

Wie generell in partizipatorischen Arbeiten sollen die Rezipienten ihre herkömmliche passive Rolle als reflektierende Beobachter aufgeben und Handelnde und am Enstehungsprozess von Kunst beteiligt werden. Dies soll soll dadurch geschehen, daß die Distanz zwischen Künstler/Werk und Rezipient aufgebrochen und der Rezipient zu einer unmittelbaren emotionalen Reaktion provoziert wird. 

 

Die Adressaten partizipatorischer Arbeiten sollen in jedem Fall Entscheidungen treffen und Handlungen ausführen. So findet eine Rollenverschiebung statt, vormalige Betrachter werden zu Teilnehmenden, zu Ko-Autoren oder Ko-Produzenten. Der Impuls, Rezipienten in einer anderen als der bisherigen Art einzubinden, entspringt ursächlich dem Wunsch der Künstler, das konventionelle und traditionelle Kunst-verständnis zu verlassen. Bereits Walter Benjamin reflektierte darüber, dass die traditionelle Variante der Werk - Betrachter - Beziehung eine eindimensionale, hierarchische "Kommunikationsstruktur" reproduziere und so einen konsumistischen, distanzierten Betrachter produziere. Partizipatorische Kunst verfolgt den emanzipatorischen Anspruch, diese Verhältnis aufzubrechen, also den Kunstbegriff zu revidieren, den Rezipienten zu eigener Tätigkeit und Erfahrung zu ermächtigen und den Kunstbetrieb zu demokratisieren.

 

Im Feld partizipatorischer Praxen treten Künstler in bestimmten Rollen auf. Meine Rolle ist die der Kioskbetreiberin und der Dienstleisterin in Sachen Kunst. Diese Aktion ermöglicht mir meine eigene Vermittlung von Kunst zu praktizieren. (Geschmacksbildung am Kunden)

 

Themen meiner Aktion sind der Kunstbegriff, das Verhältnis zwischen Künstler, Kunst und Publikum. sowie die Überführung von Formaten alltäglichen Lebens in die Kunst - Erscheinungsform Kiosk, Exkursionen außerhalb (kunst-)institutioneller Felder in Alltagsbereichen des öffentlichen Raums.

(Kunst im Außendienst)